25Die „Nelkenrevolution“ in Portugal 1974 stand im Mittelpunkt einer Gesprächsrunde im portugiesischen Freizeitzentrum. Dabei waren Ilda Germann als Zeitzeugin der Nelkenrevolution, Alexandrina da Silva, die nach der Revolution in Deutschland aufwuchs, sowie Mohamma Al Othmann und Frau Swetlana, die nach einer gescheiterten Revolution aus Syrien geflüchtet sind.
Vorwürfe gegen die katholische Kirche
Bernd Weber fragte Ilda Germann, wie sie die Revolution erfahren habe. „Ich habe die Situation in Portugal damals nicht als so schrecklich empfunden und hatte Angst vor dem Ausbruch eines Krieges“. Allerdings erinnerte sie sich, dass sogar die katholische Kirche sich an der Spionage in der Bevölkerung beteiligt habe. Ihr Vater habe sie vor der Beichte gewarnt, Fragen des Priesters nach ihren häuslichen Gesprächen zu beantworten. Sie hielt die Warnung für übertrieben und erkannte kurze Zeit später bei ihrer Beichte die Berechtigung, „als der Geistliche mich fragte, was mein Vater, der sehr liberal dachte, zu Hause sprechen würde“.
„Wir danken den Deutschen für ihre Unterstützung“
Der syrische Arzt Mohamma Al Othmann, der eine Praxis am Rande von Damaskus hatte, gratulierte den Portugiesen zu ihrer Freiheit und begrüßte die Solidarität mit ihnen. „Wir danken den Deutschen für ihre Unterstützung“.
Das Regime in Syrien habe die Gefangenen getötet und den Medien aufgetragen zu berichten, dass sie an einem normalen Tod gestorben seien. „Uns wurde mit Folter gedroht, wenn wir nicht kooperieren würden. Sie haben einen Arzthelfer vor unseren Augen getötet, um uns einzuschüchtern. Da sind wir gegangen“. Bernd Weber fragte ihn, ob sie nach Beendigung des Bürgerkrieges zurück in ihr Heimatland wollten und sich an dem Wiederaufbau beteiligen würden. „Wenn in Syrien Demokratie herrscht, gehen wir zurück“, antwortete der Arzt. Seine Frau unterstützt in Rheine die Sprach-Cafés, in denen die deutsche Sprache geübt werde, wie Weber verdeutlichte.
Die lebhafte Diskussion bewies, dass auch in einer Demokratie Wünsche offen bleiben und der Gedankenaustausch ein elementarer Baustein bei der Gestaltung eines großen Ganzen ist.