Lieder von Freiheit verursachten Gänsehaut

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Der 20. Jahrestag der Städtepartnerschaft zwischen dem portugiesischen Leiria und Rheine wurde jetzt mit einer Begegnung im Portugiesischen Freizeitzentrum gefeiert.

Seit nunmehr 20 Jahren besteht die Städtepartnerschaft Leiria und Rheine, die am vergangenen Sonntag mit einer deutsch-portugiesischen Begegnung zum Jahrestag der „Nelkenrevolution“ in Portugal am 25. April 1974 im Portugiesischen Freizeitzentrum an der Stoverner Straße gefeiert wurde. Der Vorsitzende Manuel Ribeiro begrüßte auch die zahlreichen Besucher, die dicht gedrängt bis zur Tür standen. Er freute sich über den großen Andrang prominenter Gäste aus der Politik ebenso wie über viele Freunde der deutsch-portugiesischen Freundschaft.

Geheimes Zeichen zum Putsch
Diese Begegnung war der „gelungene Aufschlag“ (so der stellvertretende Bürgermeister Udo Bonk) zu weiteren Feierlichkeiten mit ganz unterschiedlichen Veranstaltungen. Im Mittelpunkt stand der deutsch-portugiesische Chor „Alegria“, der mit dem Lied „Grândola vila morena“ an das geheime Zeichen zum Losschlagen der aufständischen Truppen in der Nacht zum 25. April 1974 erinnerte. Dieses Lied wurde um 0.30 Uhr in Portugal im Radio gesendet und war der Auftakt zum Putsch. Es ist bis heute das Symbol für den Widerstand gegen Unterdrückung, für die Freiheit und eine demokratische Gesellschaft. Die Bevölkerung in Portugal strömte damals mit Freudenausbrüchen singend auf die Straße und steckte den Aufständischen rote Nelken in ihre Gewehrläufe.
Der Chor, der ohne Leitung singt, trug es mit solcher Inbrunst vor, dass der stellv. Bürgermeister Udo Bonk von einem Gänsehautcharakter sprach. Bonk war als Luftwaffenoffizier des Öfteren zu Übungsflügen in Beja in der Provinz der Kreisstadt Grândola gewesen. „Die Stadt, die vom Volk regiert wird“, heißt es im Liedtext. Er bekam für seine persönliche Begrüßungsansprache viel Applaus. ribeiro_alex

Nelson Rodrigues hatte die Städtepartnerschaft zu Leiria seinerzeit mitbegründet und hielt einen historischen Rückblick. Die rote Nelke symbolisiert seit jener Nacht das Ende der Diktatur. Sie lag auf allen Tischen im Saal. Gebannt hingen die Besucher an den Lippen des Redners, als er von den Zuständen, zu denen auch Folter gehörte, vor der Revolution berichtete. Er sagte, dass der Diktator Salazar der bekannteste Mann in Portugal sei und heute von vielen wieder geschätzt werde. „Sind autoritäre Systeme wieder im Aufwind?“ fragte er besorgt. „Gegen das Vergessen müssen wir etwas tun“, appellierte er für die Aufklärung der Bürger. „Wir dürfen nicht ausblenden, dass die Diktatur von Salazar ein Polizeistaat war und Misstrauen und Angst herrschten“.
Eindringlich beschrieb er Verhöre über 800 Stunden in 33 Tagen und Nächten des Widerstandskämpfers José Pedro de Soares. 1972 war er verurteilt und erst durch die Nelkenrevolution aus dem Gefängnis „Caxias“ in Lissabon befreit worden. „1,5 Millionen Portugiesen wanderten in der Zeit der Diktatur aus ihrem Heimatland aus“, spannte er einen Bogen zur heutigen Flüchtlingskrise. Im Anschluss lud der ehemalige Stadtpressesprecher Bernd Weber zu einer Gesprächsrunde mit interessanten Gästen ein.

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