„Das war Integration am Küchentisch“

Die Portugiesen seien eine Bereicherung für die Stadt und ein Vorbild für gelungene Integration, betonte Bürgermeister Peter Lüttmann am Samstag bei der Feier zum 50. Geburtstag des Portugiesischen Freizeitzentrums.

Sie sind als Gastarbeiter aus Portugal gekommen – heute sind sie unsere Nachbarn, Arbeitskollegen und Freunde. Am vergangenen Samstag hat das Portugiesische Freizeitzentrum seinen 50. Geburtstag gefeiert. Der Grundstein dafür wurde am 13. Mai 1967 gelegt, als eine kleine Gruppe Männer den Verein „Associação Portuguessa de Rheine“ (AP Rheine) gründeten. Die Gastarbeiter haben damals eine portugiesische Insel mitten in Rheine geschaffen und die ist auch heute noch Anlaufpunkt für viele Portugiesen, die in und um Rheine wohnen.

Diktatur und Armut

In den 1960er Jahren sind Gastarbeiter aus Portugal gekommen, um in den Textilfabriken C. Kümpers und Söhne und F. A. Kümpers zu arbeiten. Diktatur und Armut beherrschte das Leben dort und so beschlossen vor allem besonders junge Männer, nach Deutschland zu kommen. Die etwa 20-jährigen Männer lebten damals in Gemeinschaftsunterkünften an der Osnabrücker Straße. Dort entwickelten sich bald Freundschaften. Die unbekannte Sprache und die neue Kultur schweißten die Männer zusammen. An den Wochenenden verbrachten sie ihre Freizeit miteinander und so entstand die Idee, einen Verein zu gründen.

Zahlreiche Gäste strömten zur Jubiläumsfeier in das Portugiesische Freizeitzentrum.

Das Vereinsheim ist Dreh- und Angelpunkt für gemeinsame Feste, Veranstaltungen und für Fußball – und Anlaufstelle für Integration. So fühlten sich am Samstag auch Gäste ohne portugiesische Wurzeln willkommen. Zwischen den Auftritten des Chors Alegria und leckeren landestypischen Spezialitäten, tauschten sich die Gäste am Samstagabend über ihre Geschichten aus.

„Perfekt integriert“

Viele von ihnen kennen sich schon seit Jahren. Der 29-jährige Vereinsvorsitzender Tiago Guimaraes erzählt mit seiner Geschichte nicht nur die von seiner Familie, sondern auch die von vielen anderen Vereinsmitgliedern: Seine Familie ist als Gastarbeiterfamilie gekommen, er wurde in Portugal geboren und lebt seit vielen Jahren in der Emsstadt. „Ich lebe in der dritten Generation in Deutschland und fühle mich hier perfekt integriert“, sagt er. Und das liegt wohl auch daran, dass das Freizeitzentrum Treffpunkt für alle Nationalitäten ist. Das Fußballteam etwa besteht neben portugiesischen Mitgliedern auch aus türkischen und deutschen Mitgliedern.

Der Chor „Alegria“ verbreitete die in seinem Namen bereits enthaltene Fröhlichkeit bei der Jubiläumsfeier in den Räumen des Portugiesischen Freizeitzentrums an der Stoverner Straße.

Auch Bürgermeister Peter Lüttmann feierte den 50. Geburtstag des Vereins. Die Portugiesen seien eine Bereicherung für die Stadt und ein Vorbild für gelungene Integration. „Aus Gästen sind Freunde geworden“. Das hat auch Barbara Kösters-Pinto gemerkt. Ihr Mann war Mitgründer des Vereins. Nachdem sie einige Zeit mit ihrem portugiesischen Mann verheiratet war, hat sie den Gastarbeitern beim Deutschlernen geholfen. „Durch meinen Mann habe ich schnell Portugiesisch gelernt, und dann habe ich geholfen. Das war ja ganz anders als heute – das war Integration am Küchentisch“.

„Aus Gästen sind Freunde geworden.“ Unsere portugiesischen Nachbarn, Arbeitskollegen und Freunde haben in 50 Jahren gezeigt, wie das funktioniert. Ein schönes Vorbild für all diejenigen, die aktuell nach Deutschland kommen.

[mv-online.de, Autor: Kira Runge]

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